
So wollen wir unsere Kirche gestalten!

Stellungnahme des BDKJ Speyer zum Entwurf der Strukturreform des Bistums:
Die Notwendigkeit struktureller Anpassungen im Bistum ist unbestritten und die Begründung im vorliegenden Entwurf des Bistums erscheint plausibel. Dennoch müssen solche Veränderungen von innen herauswachsen, indem Gemeinden und Gruppen aktiv einbezogen werden. Schriftliche Konzepte allein reichen nicht. Interaktive Formate sind notwendig, um Beteiligung zu erleichtern und besonders Jugendliche sowie Menschen mit besonderen Bedürfnissen aktiv einzubinden.
Ein wirklich partizipativer und synodaler Prozess braucht mehr Zeit, Begleitung, Impulse, Austausch und Beteiligung von der Basis. Wir fordern daher eine Entschleunigung des Prozesses, um eine breite und nachhaltige Mitgestaltung zu ermöglichen. Damit die Neustrukturierung nachhaltig und zukunftsfähig gelingt, müssen zentrale Aspekte berücksichtigt werden, die kirchliche Jugendarbeit, demokratische Strukturen, pastorale Zusammenarbeit und ökumenische Offenheit betreffen. Im Folgenden legen wir dar, welche Faktoren aus unserer Sicht entscheidend sind, um eine lebendige, partizipative und inklusive Kirche zu gestalten.
Einfluss der Neustrukturierung auf Jugendverbände und Mitbestimmung
Der BDKJ und seine Jugendverbände haben eine gewachsene Rolle im Dekanat und in den Pfarreien. Veränderungen in den Dekanats- und Pfarrei- sowie Gremienstrukturen können diese
Rolle stärken oder schwächen. Daher müssen die BDKJ-Regionalverbände frühzeitig in die Planung eingebunden werden. Ein Beispiel ist die jährliche Jugendversammlung auf Pfarreiebene –
eine solche könnte auch für Dekanate denkbar sein. Hier ist zu klären, welche Rolle der BDKJ dabei übernimmt, etwa durch die Wahl von Jugendvertreter*innen oder die Koordination durch
die Regionalvorstände.
Wir setzen uns dafür ein, dass Jugendverbände weiterhin im Dekanatsrat vertreten bleiben.
Gleichzeitig sollte über eine Beteiligung nicht organisierter Jugendlicher nachgedacht werden.
Dazu gehört die Schaffung von Räumen für junge Menschen in jedem Dekanat, darunter Gruppenräume und Jugendkirchen als Begegnungsorte, die spirituelle sowie gemeinschaftliche Erfahrungen ermöglichen. Ohne solche Räume fehlt eine feste Basis für Jugendarbeit und Glaubensleben vor Ort.
Zusammenarbeit der KJZ-Jugendreferentinnen mit den Dekanatsteams
Das Konzept sieht eine engere und verbindlichere Verzahnung der Arbeit der KJZ-Jugendreferentinnen mit den Dekanatsteams vor, was wir grundsätzlich begrüßen. Zusätzlich wäre eine
stärkere Mitwirkung der Schwerpunktteams wichtig. Allerdings muss sichergestellt werden, dass
die Dienst- und Fachaufsicht weiterhin bei der Abteilung Jugendseelsorge liegt. Nur so bleibt die
Jugendarbeit unabhängig von wechselnden Leitungen vor Ort und kann langfristig konsequent
gestaltet werden. Eine direkte fachliche Anbindung an das Dekanat lehnen wir ab, da die Flexibilität und Professionalität der Jugendarbeit durch die Anbindung an die AJS gesichert bleibt.
Demokratische Strukturen in Dekanaten stärken
Die vorgeschlagene Strukturveränderung birgt Chancen zur Stärkung von Teamarbeit, Vernetzung und Partizipation. Besonders die Schaffung multiprofessioneller Teams kann Kooperationen fördern und ehrenamtliches Engagement stärken. Gleichzeitig warnen wir vor einer zu starken Fokussierung auf einen einzelnen Dekan als Vorsitzenden des Leitungsteams. Eine solche
Zentralisierung macht die Funktionsfähigkeit des Dekanats zu stark von einer Person abhängig
und schränkt Mitbestimmungsmöglichkeiten ein.
Eine gerechte Machtverteilung auf mehrere Leitungspersonen ist nicht nur für die Effizienz der
Arbeit wichtig, sondern auch eine zentrale Maßnahme zur Prävention sexualisierter Gewalt.
Machtkonzentrationen und intransparente Hierarchien begünstigen Machtmissbrauch. Daher
fordern wir eine klare Gewaltenteilung innerhalb der Leitungsstrukturen und eine stärkere Einbindung von Ehrenamtlichen, insbesondere junger Menschen, in Entscheidungsprozesse. Die
Verteilung von Leitungsverantwortung darf nicht an das Weiheamt gebunden sein – Lai*innen
müssen, wenn von ihnen gewünscht, Führungsverantwortung übernehmen können.
Personalgemeinden als Chance für Jugendverbände
Die Anerkennung von Personalgemeinden bietet neue Perspektiven für den BDKJ und die Jugendverbände, da sie spezifische spirituelle, seelsorgerische und gemeinschaftliche Bedürfnisse
der Mitglieder aufgreifen. Als nicht an geografische Grenzen gebundene Strukturen ermöglichen
sie eine stärkere Vernetzung Jugendlicher über Dekanatsgrenzen hinweg. Viele Jugendverbände
haben spezifische spirituelle Ausrichtungen, die in den bestehenden Pfarreien nicht ausreichend
berücksichtigt werden.
Personalgemeinden können diese Spiritualität fördern und einen geschützten Raum für Austausch und Wachstum bieten. Zudem eröffnet eine Personalgemeinde Jugendverbänden mehr
Freiraum zur Gestaltung von Liturgien, Veranstaltungen und Projekten nach ihren eigenen Vorstellungen. Um ihre volle Wirkung zu entfalten, müssen sie gleichberechtigt neben Territorialgemeinden anerkannt und in die Personalverteilung einbezogen werden.
Dekanatsgrenzen und Zentralisierung
Im aktuellen Konzept sind Verschiebungen der Dekanatsgrenzen vorgesehen. Diese sollten in
enger Abstimmung mit den Menschen vor Ort beschlossen werden. Für die Jugendverbände
müssen dabei die mit kommunalen Strukturen verknüpften Fördermaßnahmen berücksichtigt
werden.
Die Zentralisierung der Strukturen kann zwar Bürokratie reduzieren, doch sie darf nicht auf Kosten der Erreichbarkeit für Ehrenamtliche gehen. Besonders junge Menschen ohne Führerschein
könnten durch zentralisierte Angebote benachteiligt werden. Zudem sind Jugendliche oft stärker
mit ihrer Pfarrgemeinde oder ihrem direkten Umfeld verbunden, sodass eine zu starke Zentralisierung das Gemeinschaftsgefühl vor Ort schwächen könnte und die Ansprache junger Menschen erschweren könnte, wenn keine hauptberuflichen oder ehrenamtlichen Ansprechpersonen vor Ort vorhanden sind.
Zusätzlich braucht es eine institutionelle Verankerung der Aufgabe, den Kontakt zu kirchenfernen Menschen aktiv zu gestalten. Kirche muss offen auf diejenigen zugehen, die sich nicht mehr
selbstverständlich als Teil der Gemeinde fühlen. Dazu braucht es gezielte Maßnahmen, um neue
Formen der Begegnung und Teilhabe zu ermöglichen.
Ökumene als integraler Bestandteil der Neustrukturierung
Im vorliegenden Konzept fehlen klare Aussagen zur Ökumene. Dabei ist die ökumenische Zusammenarbeit entscheidend, um christliche Werte gemeinsam in die Gesellschaft zu tragen. Es
bedarf daher fester Strukturen, um den Austausch und gemeinsame Projekte mit anderen
christlichen Konfessionen systematisch zu fördern. Dazu gehört auch die aktive Beteiligung der
Jugendverbände, die oft bereits in ökumenischen Kontexten engagiert sind.
Unsere zentralen Forderungen:
- Verbindliche Beteiligung junger Menschen in Entscheidungsprozessen, mit echten Mitspracherechten und nicht nur beratender Funktion.
- Schaffung von Räumen für junge Menschen in jedem Dekanat, sowohl Gruppenräume als auch
- Jugendkirchen, um Begegnung und Glaubenserfahrungen zu ermöglichen.
- Verbindliche Zusammenarbeit zwischen dem pastoralen Dekanatsteam und den KJZs, einschließlich der Möglichkeit zur Mitwirkung in Schwerpunktteams.
- Stärkere Einbindung von Ehrenamtlichen in Entscheidungen und in Leitungsteams der Dekanate, um Partizipation und Mitbestimmung zu fördern.
- Entkopplung der Leitungsverantwortung vom Weiheamt, sodass auch Lai*innen Führungsverantwortung übernehmen können.
- Machtverteilung auf mehrere Personen, um demokratische Strukturen zu stärken und die Arbeit der Dekanate auf eine breite Basis zu stellen.
- Klare Maßnahmen zur Prävention sexualisierter Gewalt, insbesondere durch transparente
- Strukturen, eine gerechte Machtverteilung und verbindliche Schutzkonzepte.
- Gleichberechtigte Anerkennung von Personalgemeinden neben Territorialgemeinden, um spezifische spirituelle Bedürfnisse besser zu berücksichtigen.
- Institutionelle Verankerung der Aufgabe, den Kontakt zu kirchenfernen Menschen aktiv zu gestalten, um Kirche offener und zugänglicher zu machen.
- Stärkung der Ökumene als fester Bestandteil der Dekanatsarbeit, um konfessionsübergreifende Zusammenarbeit zu fördern und gemeinsame Werte zu leben.
Der BDKJ Speyer setzt sich entschieden für eine jugendgerechte, partizipative und demokratische Gestaltung der neuen Dekanatsstrukturen ein. Nur so kann eine zukunftsfähige Kirche entstehen, die junge Menschen ernst nimmt und aktiv einbindet.
Hier findest du alle weiteren Infos zu „Ein Segen sollt ihr sein“.